Schlaf schneller, Genosse

Tod Beim Yoghurt

Da lag ich nun vor meiner Mikrowelle. Ich, die fast 100 geworden war. Auf dem Rücken, schnarchend im Schlafanzug. Die Köchin kam und dachte beim Türöffnen, ich wäre beim Mittagsschlaf. Blut lief aus meinem Mund. Meinte die Köchin, die genau das sah, was sie immer befürchtet hatte. Später würde die Krankenschwester sagen, es sei “mehr der Magen”. Auf der Anrichte neben dem Kühlschrank stand ein Yoghurt, den ich nicht ganz geschafft hatte. Der Doktor der Notaufnahme erklärte dann, ich hätte sehr hohen Blutdruck bei meiner Einlieferung gehabt. In meinem Gehirn wäre etwas geplatzt, so daß ich nicht mehr meinen Sturz merken konnte. Eine Art Explosion ins Koma. Ich würde nie wieder die Augen aufschlagen, weil die Verletzung in meinem Kopf den Aufwachmechanismus zerstört habe. Das war bei meiner Mutter, die fast neunzig wurde, auch so, vor 34 Jahren. Man rollte mich im Bett in die Neurologie. Mein Mund stand offen. In ihm steckte ein Kubus, neben mir blubberte Wasser, direkt in meine Venen hinein. Als der Freund der Köchin fortging, weil er etwas essen wollte, war es ziemlich rasch vorbei. Das passiert öfter, wenn sie allein sind, sterben sie, sagte eine andere Krankenschwester zum Freund der Köchin als der mit “Spiegel” und Cola aus dem Automaten wiederkam. Er dachte, ich würde wie ein alter Indianer aussehen, wie ich dort lag und noch warm war.