Schlaf schneller, Genosse

Alarm in Teltow

Das “Neue Deutschland” ist seit 61 Jahren die langweiligste deutschsprachige Zeitung (1). Von den ältlich-sozialistischen Kräften (Hauptzielgruppe) wird es liebevoll “ND” genannt und für eine Art “FAZ” der DDR gehalten - Lokalzeitung als Lebensentwurf. Ein weiterer, vorrangig ästhetischer Irrglaube der Zone.

Gerade deshalb sind diese Leute die Hauptzielgruppe des Blattes nach dem Motto: “ND” lesen und sterben. Ein erfolgreiches Projekt: Die Auflage sinkt stetig. Was soll man auch mit dieser Zeitung? Nachdem das “ND” um 1989 sein zeltdachartiges Riesenformat abgeschafft hat, bleibt ihm neben der Höllenfadheit als Alleinstellungsmerkmal nur noch der geile Name (2) und der hirnverbrannte Oberschülerschreiber Hans-Dieter Schütt. Ähnlich wie Bill Clinton Joints geraucht haben will ohne sie zu inhalieren, tunkt das “ND” seine Leserschaft täglich in nervöse Weltläufte, die nicht die ihren sind. In der heutigen Ausgabe zeigt sich die Brandenburg-Redaktion besonders darüber alarmiert, dass in diesem Bundesland “immer öfter völlig betrunkene Auto- und Fahrradfahrer” der Polizei begegnen: “Ein 51-jähriger Autofahrer in Weisen (Prignitz) konnte nicht einmal mehr ins Messgerät pusten, stattdessen saugte er daran. Unter Alkohol- und Drogenfluss sowie mit einem Handy am Ohr radelte ein 19-jähriger durch Teltow (Potsdam-Mittelmark). Und das Fahrrad war vermutlich auch noch geklaut.”

(1) Langweiligste deutschsprachige Zeitungen: 1. Neues Deutschland 2. Hamburger Abendblatt 3. Darmstädter Echo 4. Neue Zürcher Zeitung 5. Freitag

(2) Totalitarismustheoretische Ambivalenz hits harder. Ungefähr so, wie Christoph Schlingensief 1998 für seinen sehr hübschen Wahlzirkus “Chance 2000” kurzzeitig die Parole ausgegeben hatte, man müsse “noch neo-faschistischer auftreten”.