Schlaf schneller, Genosse

Okayness in Der Zirkuskuppel, Ratlos: Die Neue "Spex"

Die neue “Spex” in der neuen Stadt mit der neuen Redaktion und der neuen Erscheinungsweise beginnt very crank. Das vorab unter starken Druck geratene Dax-Imperium schlägt zurück und feuert im Editoral von halb-rechtsaußen: Nein, Pop soll niemals antifaschistisch sein, dafür ist Kurt Cobain nicht gestorben. Spass soll das machen, habt ihr das gehört, ihr Diederichsens, Gurks, Holerts? Spass, ihr Arschlöcher!

Leider sind diese Leute seit Ewigkeiten nicht mehr dabei, von den Leichtmatrosen der letzten Jahre, den Glietsch’, Thomas’ und Viehmanns sind solche Problembelatscherungen in keinster Weise überliefert. Ausser dem in seiner Understatement-Redlichkeit fast heiligen Frömberg ging denen die Linke doch glatt am Plattenloch vorbei. So wie fast allen, die bis drei zählen konnten, die Kölner “Spex” mit ihrer Otto-Katalogartigen Durchmagazinierung. Die Berliner “Spex” wirkt dagegen, als wäre die “junge Welt” von der “Jungle World” übernommen worden. Nach dem sagenumwobenen Motto: Etwas lernen, etwas leisten. Laaange Texte, schöööne Bilder, weeeniger Reviews. Hier geht es so ruhig zu wie im alten Heft auch, nur dass da Rasanz suggeriert werden sollte. Die ist nun abgeschafft - mit Pasolini, Kippenberger und zum Schluss gibt es Dylanologie, als kaufte man einen etwas zu salzigen spanischen Räucherschinken. Für alle Menschen, die noch nicht gestorben (oder älter als 35) sind. Die werden sich über den Schwerpunkt “Berlin-Rap-Untergrund” wundern wie Touristen über kaputte Parkbänke, vorallem über die einzigen Poptheoriefragmente, die von der “Energieform Geld” und der “Energieform Porno” raunen. Die Ehefrau von Royal-Bunker-Chef Marcus Staiger findet das jedenfalls eklig. Einmal mehr eine dieser hübschen Max-Dax-Zeitschriften, die allesamt eingehen, weil sie keiner existentiell benötigt. Sympathisch, wie er sich von Nick Cave im Interview anherrschen lässt oder vom Bier und Kippen verschlingenden Mark E. Smith beeindruckt ist. Bizarr, wie Jochen Distelmeyer den Obermarxisten (Erich-Fromm-Flügel) raushängen lässt, um dann doch den Konformisten zu markieren: “Ich kämpfe nicht. Ich bin einfach nur da”. So verhält es sich auch mit diesem Heft.