Geschmacksfragen sind der Feind. In den neuen “Streifzügen” (Nr. 40/Juli 2007) versucht Roger Behrens zu erklären, warum das Altwerden in der Popmusik selten kulturpolitisch befriedigend funktioniert: “Dass Ton Steine Scherben keinen Spätstil ausbilden, ist für die Popmusik insgesamt signifikant und findet sich bei den Rolling Stones, bei Yes, The Who, Bob Dylan, The Cure, bei The Residents oder bei Donna Summer gleichermaßen. Die Ausnahmen - Frank Zappa, The Fall… - bestimmen die Regel, die da lautet: Der Spätstil scheitert am Stil überhaupt. Stattdessen wird die Ästhetik vom Ausdruck dominiert; und deshalb kann man die Musik von Ton Steine Scherben nach gusto, und das heißt leider auch geschmäcklerisch fortsetzen: als reine Kunst, losgelöst vom gesellschaftlichen Kontext. Darin unterscheiden sich die Coverversionen bei der Punkband Slime kaum von denen, die Marianne Rosenberg gesungen hat: Es sind persönliche Vorlieben, die einzig darüber entscheiden, ob man das mag oder nicht. Dass es sich hierbei keineswegs um ein Privatproblem einzelner Musiker oder Bands handelt, sondern um ein grundlegendes Problem emanzipatorischer Praxis im Sinne radikaler Kultur, ist bisher kaum erkannt worden.”