Michael Stein ist gestorben. In der “jungen Welt” von heute schreibt Dr. Seltsam: “Die mit Abstand schrillste Figur der Berliner Aternativkultur, der Arbeiter, Sänger, Dichter, Multikünstler und Eventerfinder Michael Stein ist tot. Er starb Mittwoch in einem Krankenhaus in Zweibrücken an Lungenkrebs. Das ist ein schrecklicher Tod, sowieso, aber für einen Menschen wie Stein, der mit seinem Stimmorgan, mit Brüllen, Lachen und Flüstern Kultur in Bewegung setzte und der alle Drogen nahm, die es gab, ist es ein trauriges Ende. Ihm hätte man den Tod auf Barrikaden gewünscht, in der Schlacht mit Neonazis oder im Bett mit einer seiner zahllosen Eroberungen. Die zurückbleibenden Freunde wissen, daß Stein nicht zu ersetzen ist. Er hat auch einen Haufen Feinde hinterlassen - auf den diversen Stationen seines Wirkens: Mitbegründer des Kommunistischen Bund in Berlin, Mitbegründer der »Druckerzelle«, Mitbegründer der Höhnenden Wochenschau mit Droste, Nothnagel u.a. - der Mutter aller Berliner Lesebühnen. An der Volksbühne wirkte Stein mit an der fulminanten monatlichen Politshow »Benno-Ohnesorg-Theater«, zusammen mit den komischsten Vorlesern der Republik, er gab ständig Gastauftritte bei fast allen Lesebühnenshows, die mit seiner prominenten Mithilfe in den Neunzigern aus dem Berliner Szeneboden wuchsen. In allen diesen Konstellationen brachte es Stein zu fruchtbaren Eklats, kassierte Hausverbote und Rauswürfe en masse. Alle sind traurig. Wir brauchen einen neuen Dealer und Denker und pissen auf sein Grab!”