Schlaf schneller, Genosse

Golden Shower: Blumfeld

Blumfeld am Dienstag in München. Das Konzert war zu keinem Moment unangenehm. Aber das ist vermutlich das Gefühl, wenn einem einer ins Ohr pisst auch nicht. Dabei habe ich die Postmoderne (wie nennt man die eigentlich aktuell) mal wieder besser verstanden.

Postmodern ist eine künstlerische Selbstermächtigungsstrategie. Warenform plus Kleinkunst macht: Postmodern. Scheiß auf die Bedeutung, wenn man das Bedeutende nicht mehr hinkriegt: Die Bedeutung orientiert sich weg von der Kunst hin zum Reden über Kunst ist also theoretisch versierte, reflektierte Kleinkunst mit einem guten Gewissen, die jeder nach seinem (Assoziations-) Standpunkt auslegen kann. Ein Wolf Biermann ohne Zwangsjacke sozusagen. Zudem klauen Blumfeld so dermaßen pentrant, daß es einen schütteln kann: Endet passend zur angenehm zu hörenden Mischung aus protestantischen Religionslehrerweisheiten und Extremst-Infantilismus in einem Gute-Melodien-Eklektizismus der bei mir s.o. Golden-Shower-Assoziationen auslöst. Das ist keine Verbeugung an einen Künstler, den man bewundert sondern einfach geklaut, um den Leuten originale Musikalität vorzugaukeln. Wenn das nicht ekelhaft ist, weiß ich auch nicht. Aber wie gesagt nicht unangenehm. Erinnert mich an das Gefühl, als mir im LSD-Rausch im Wanderlager eine braune Schnecke über den Schwanz gekrochen ist.

Außerdem ist das Naive, das man am Dienstag wirklich mit Schlagsahne und Kleinkinderkotze serviert bekommen hat, das neue Menschenverachtende und (vermutlich) das Zynische das nächste Naive. Unterhalb des Anspruchs der Specials braucht man heute keine Musik mehr machen. Und dem Terror des Blödsinns kommt man nur noch mit der Großkunst, also Shakespeare und klassischer Musik bei.

Einige Lieder von der Vorgrupppe “Englischen Garten” hatten so wenig mit dieser Zeit zu tun, daß ich mich schon wieder wundere, ob sie nicht doch etwas mit dieser Zeit zu tun haben.